Leticia

Die Tanim Boca Natural Reserve liegt etwa 10 Kilometer nördler von Leticia und verfügt über viele Baumhäuser in allen Formen und Grössen


Uns teilten sie das höchstgelegene Baumhaus zu: Für zwei Nächte auf 12 Meter Höhe, unheimlich wenn der Regen und Wind kommt und sich alles (kontrolliert) beginnt zu bewegen. Das Baumhaus ist so konstruiert, dass es etwas Spiel hat, um die Bäume nicht zu verletzen. Die Architektur hier nicht ohne!

  
Mit Dusche/WC und Brünneli


Und Safe

  

Ich nenne den Baum den Rotholz Baum, es sieht aus als würde er bluten
 
Dieser giftige männliche Frosch trägt die Eier auf seinem Rücken

    
Dieser weisse Wurm ist anscheinend nicht nur giftig sonder sogar tödlich bei Berührung für Menschen.

Stab- und Blattinsekt, geniale Tarnung

Leticia

Der Boto ist der pinke River Delfin, verantwortlich für alle schwangeren Frauen, wo kein Vater auffindbar ist

Tankstelle auf dem Wasser


Ein unerwarteter Ausflug auf die Peruanische Seite des Länderdreiecks Colombia / Brasil / Peru, durch Fehlreservierung auf AirBNB führte uns zu einem Hotel in einer Community von etwa 1000 Einwohnern

Auch in dieser Community sind die Häuser sehr unterschiedlich. Es ist ein Dorf von etwa 1000 Personen, also eher gross und die Baustile varieren stark, hier ein doppelstöckiges Exemplar mit Balkon

Besuch von Camillo und Angelica auf der peruanischen Seite des Länderdreiecks Colombia / Brasil / Peru

Finde das Tier

Der letzte Stop im Amazonas ist Leticia. Nie hatte ich die Motivation hierhin zu kommen, ich hatte keine grossen Erwartungen an diesen Ort. Und wie sich rausstellt mit Grund. Hier machen Kolumbianer Ferien und deren optimale Idee von Ferien ist Disney Land in Orlando. Ferien und Reisen ist noch ein neues Konzept hier und es braucht noch einige Jahre um andere Bedürfnisse zu wecken wie Bedürfnisse nach Ruhe/Relaxing, Abenteuer, Eco-Tourismus (im wahren Sinn…) etc. und nicht in Massen von einem Ort zum nächsten geherdet werden in Gruppen von 50-100 Leuten! Erst seit 2005 sind die Strassen frei von dem Risiko entführt zu werden und erst seit da entdecken ein grösserer Teil der Kolumbianer ihr eigenes Land. Das sind natürlich andere Verhältnisse als Schweizer, wo z.B. meine Grosseltern in den 40er oder 50er Jahren (? oder 60ern?) das erste mal nach Ägypten gereist sind. Wo auch viel mehr Geld einer viel grösseren Masse zur Verfügung steht.

Wir haben die beiden Orte wo wir übernachteten via AirBNB ausgesucht. Das erste war die Natural Reserve ‘Tanim Boca’, welche nach einem Baum benannt ist. Natural Reserve heisst hier aber nicht wirklich viel, ausser das jemand Land gekauft hat und einigen Regeln folgt, um dieses Stück Land als solches einzutragen. Gegründet vor 19 Jahren von einem Deutschen ex. Jugoslawen und einem Kolumbianer haben die dem Namen Natural Reserve meiner Meinung nach alle Ehre verliehen. Die Guides sind gut geschult und haben ein Bewusstsein entwickelt, das dies was sie hier haben schätzenswert und einzigartig ist. Es kommt leider zu wenig rüber bei der Introduktion, aber das ist nicht unbedingt ihr Fehler. Wie gesagt: Die Mehrheit der Besucher sind wohl Kolumbianer. Die wollen dann den Baum hochklettern, wieder abseilen und dann von einem Baum zum anderen ziplinen. Und wenn man dann noch ein Selfie mit einer Tarantel und einem Faultier machen kann, dann war das wohl ein erfolgreicher Ausflug.

Wir haben zwei Nächte in einem Baumhaus gebucht. Der Dschungel hier ist nun endlich mal so wie man sich das vorstellt: Dicht und durchmischt mit vielen dieser gigantischen Plantanen Palmen. Ist das die Idee die wir von Filmen haben? Jedenfalls war dies weder in Ecuador, noch in den Guyanas und auch nicht in Brasilien der Fall! Das Baumhaus ist auf 12 Metern Höhe und das ist schon sehr hoch. Wenn man dann bedenkt, dass in Mamirauá der Wasserspiegel um drei Meter mehr, also bis auf 15 Meter steigt, dann stünde dieses Baumhaus bis zum Dach unter Wasser. Ist hier aber nicht der Fall. Daher auch eine ganz andere Biodiversität. Die meisten grösseren Säugetiere haben sie hier wohl gegessen und die Überlebenden sind mehr ins Innere des Amazonas geflüchtet. In Mamirauá z.B. hat es anscheinend 1000 mal mehr Caymane auf der selben Fläche wie hier!

Die erste Nacht hat es gestürmt. Da das Baumhaus so konstruiert ist, um die beiden Bäume nicht zu verletzten in denen es verankert ist, war der Gang zum WC etwa einem Rausch mit 1 Promille gleichzusetzen. Auch ein Bisschen unheimlich, da hier wohl niemand dieses Baumhaus jährlich auf  Funktion überprüft. Es hatte ununterbrochen bis am Morgen durchgeregnet und somit war nicht viel mit dem Sound des Waldes hören. Geschlafen haben wir fast nichts, die Matratzen waren durchgelegen und mein Kopfkissen war einmal mehr extrem feucht bis tropfend nass am nächsten Morgen, ähnliche Verhältnisse wie im Amazonas in Canelos, Ecuador (mit dem Unterschied, dass wir dort am Ende der Regenzeit waren und hier am Anfang. Aber für mich eindeutig zu feucht!

Das Baumhaus selber war ausgestattet mit Dusche, WC und Brünneli. Für einen Preis von CHF 90.- die Nacht hätte ich auch Elektrizität erwartet. Es war stickig heiss im Baumhaus mit Doppel-Mückengitter und einem weiteren zu dichten Mückengitter über dem Bett. Somit wäre ein Ventilator sehr willkommen gewesen. Aber ok, anscheinend hatte man hier von 10 Jahren noch nicht mal Handy Empfang… Der Eingang zum Baumhaus ist eine spektakuläre Klappe im Boden mit Schloss. Das Design sehr chic und das Erlebnis war definitiv eins. Kein bequemes, auch die zweite Nacht war endlos lang aber zumindest mit den Sounds des Dschungels. Prädominiert von Fröschen, besonders spektakulär der Hexen Frosch, so genannt wegen seinem Hexen ähnlichen Lachen, das aus der Distanz kommend schon ein Bisschen blair witch project vermittelte. Der Nachtspaziergang war sehr cool. Es hat hier zwar nicht viele grosse Säugetiere, aber massenhaft spektakuläre Frösche, Insekten, Spinnen und Schlangen, die in der Nacht mit geübtem Auge leicht zu entdecken sind.

Todkaputt und Laura zusätzlichen mit ihren konstanten Schlechtigkeit Erscheinungen schleppten wir uns zum ‘Puerto Civil’ zum ‘Oficina Selva tours’, wo wir mit Überraschung feststellen, dass das nächste Hotel nicht wie erwartet in Leticia/Kolumbien ist, sondern in Peru! Peru? Wir hatten dies ebenfalls via AirBNB gebucht und da keine Passports und Stempel nötig sind, halten die es offenbar nicht für nötig, dies richtig zu kommunizieren. Eine halbe Stunde mit dem Boot hiess es, nach eineinhalb sind wir dann angekommen. Mindnote: Eineinhalb Stunden einrechnen für den Rückweg, um nicht den Flieger zu verpassen. -> Update: Der Rückweg war dan tatsächlich drei Stunden!

Hier angekommen hatten wir das Unglück einen schrecklich übermotivierten Laberkopf von Guide anzutreffen, der uns nicht mehr in Ruhe lassen wollte und so viele Blödsinn in nur 15 Minuten rausgelassen hat, dass ich mental schon wieder den Koffer gepackt hatte vor dem tatsächlichen Auspacken! Laura hingegen wollte davon nichts wissen und so habe ich mich notgedrungen dem Problem angenommen. Ich musste ihn beim Mittagessen energisch vom Tisch wegschicken und heute musste ich ihm via einem anderen Guide wörtlich mitteilen lassen, dass ich ihn nicht mag und das wir mit ihm keine Touren machen werden.

Dazu kam beim Mittagessen der Fernseher der mit einer Lautstärke mir jegliche Lust auf diesen Ort verdarb. Ich handelte entsprechend beim Nachtessen, indem ich den TV nach Befragung der anderen Gäste einfach ausmachte. Der Arschloch Guide wollte intervenieren, aber die anderen Gäste waren auf meiner Seite. Somit war heute morgen das Frühstücken schon viel ein harmonischer Event, ohne TV! Wir sind nicht hier um den Lärm des Fernseher mit einer schrecklichen mexikanischen TL-novela zu sehen! Wir sind hier um den Wald zu hören! Alles muss man den Leuten hier erklären. Und ja ich hätte es mit etwas mehr Liebe und Geduld tun können dem Guide erklären, dass nicht alle Leute hier sind um fern zu sehen, sondern für den Wald. Um die Ruhe und Tranquilidad (wie es in der AirBNB Annonce hiess) zu geniessen. Kein fucking Goofy und Mickey Mouse Scheiss! Und das dies nicht geht wenn er uns ununterbrochen anschreit und seine dummen Guide-Sprüche reisst wie: Wir haben hier keine aire aconditionado, wir haben hier aire vientoso. Und seine Erklärung von Eco ist, dass wir shared bathroom haben. Nein, tatsächlich ist dieser Idiot ein hoffnungsloser Fall, manchmal darf man wohl auch mal kein Verständnis aufbringen!?

In der Nacht hatten wir noch eine Teenie Nachbarin, die in voller Lautstärke ihrer Mutter alle ihre Unwichtigen Sachen in Monolog Form, ohne Punkt und Komma mitteilen musste, welche ich mit lautem Klopfen auch zur Ruhe gebracht hatte. Der Triumph war nicht von Dauer. Fünf Minuten später durchbrach eine Disco in der Ferne mit harten Technobeats die Nachtruhe. Gute Earplugs sind da ein Segen! Und ja wir haben solche! Drei Gedanken gingen mir durch den Kopf während ich langsam mit einem lauten Surren  im Kopf (dank Earplugs), aber ohne Technobeats wegdriftete: 1. Ist es das Universum welches mir sagen will: Akzeptier dein Schicksal, oder ich sende Dir immer noch mehr Plagen, bis Du aufgibst und akzeptierst. 2. Meine Mutter: Wie sie dass nur fertig bringt all die jaulenden Moscheen in ihrer Nachbarschaft zu jeder Tages- und Nachtzeit zu akzeptieren und 3. Dass mir alle Leute leid tun, die hier nach Leticia und Umgebung kommen um den Amazonas kennenzulernen und dann für den Rest ihres Lebens diese vom Tourismus überlaufene Version des Amazonas als Erinnerung eines der ursprünglichsten und magischten Orte auf der Welt mit sich tragen.

Nach einer guten Nacht Schlaf (harte Betten sind schon lange kein Thema mehr – das war wiedermal ‘en steihärte huere siech vo Bett’), und nachdem dieser Schnösel von Tourguide mir jetzt auch aus dem Weg geht, sieht die Welt schon wieder viel freundlicher aus. Wir können nun getrost Camilo und Angelica, Bruder von Lau und seine Frau, in etwa einer Stunde willkommen heissen, und dann diesen Ort doch noch etwas geniessen. Ich schwöre ich werde mich morgen auf der Tour gut benehmen! Nicht schimpfen über die vielen Touristen und über die ausgelutschten Atraktivitäten, die wir besuchen werden. Ich möchte, dass die anderen die Ausflug geniessen können. Und Laura kennt mich ja schon so gut, dass sie meine Abscheu auch ohne Kommentare von meinen Augen ablesen kann.

Update: Es kommt immer alles anders als geplant und ich wurde verschont diese Daytour zu machen dank schlechtem Wetter. Wir wandern ein Bisschen in dieser Community herum, wo sich unser Hotel befindet. Eine sehr grosse Community von etwa 1000 Leuten. Es hat hier eigentlich keine Touristen, nur Locals, die Touris sind zum Glück alle auf der anderen Seite des Flusses, auf der Kolumbianischen Seite. Wir sprechen mit einigen Jungs die ein Boot am Bauen sind (Kosten 1Mio col. Pesos, ca 300CHF) wir entdecken viele unterdessen Bekannte Vögel, sowie einige neue: z.B. eine Mischung aus Truthahn und Assfresser, eine Riesen-Viech von Tier, und geniessen die Schönheit des Ortes. Manchmal ist es einfach ein Bisschen schwierig dieses konstante reajustieren an neue Orte und jeden Ort zu nehmen wie er ist und nicht mit vorherigen Erlebnissen zu vergleichen. Ich würde aber nach wie vor nicht diese Gegen empfehlen um den Amazonas kennenzulernen…

Das war es nun auch schon mit dem Amazonas Abenteuer. Wir besuchten den Amazonas von Ecuador, Guyana, Suriname, French Guyana, Brasilien, Kolumbien und unerwarteter Weise nun auch noch Peru, fehlt nur noch der Amazonas Sektor von Bolivien und Venezuela, um die ‘Amazonas 9’ zu komplettieren. Aber dies vielleicht im nächsten Leben. Genug ist genug ist genug.

Nun geht’s wieder zurück, ausstempfeln in Leticia (Kolumbien), einstempfeln in Tabatinga (Brasilien). Flug nach Manaus, eine Übernachtung wegen schlechten Verbindungen. Den Nachmittag nutzen für einen Arztbesuch, mein Ohr sei wieder gut, keine Entzündung mehr aber ein Teil im Innerohr sei doch noch zu, drum das nicht-endend-wollende ‚Knacksen‘ seit einem Monat, nochmals ein anderes Medikament für eine Woche. Nächsten Morgen Flug nach Belém. Weitere fünf Stunden am Flughafen warten. Dann weiterer Flug nach Sao Luis am Abend. Wir haben den Kontinent in zwei Tagen und mit viel Warten an Flughäfen nun schon fast wieder bis an die östliche Extremität durchquert! Versucht das portugiesisch zu verstehen von unserem Host, ein Bisschen wie Häckseljagt. Am Abend um Sieben: Schlüssel auf Inneseite der Holztür hinter der Gittertür gefunden, aufgeschlossen, schnell Gepäckt reingebracht wieder abgeschlossen. Es wirkt hier Nachts nicht sehr vertrauenswürdig und tatsächlich erklärt uns der Nachbar fünf Minuten später er sei gerade diese Woche ausgeraubt worden, während er die Tür aufschliessen wollte.