Honeymoon und Hurricane

 

             

Nachdem Jamaica sich so British anfühlte und jemand sagte, das die Cayman Inseln noch Britisher seien als Britannien, hatte ich erwartet dass auch die Bahamas (erst seit weniger als 50 Jahren unabhängig von England) sich entsprechend ‘British’ anfühlen. Nö, nicht annähernd wie Jamaica. Die Älteren sprechen noch British-‘er’, die Jüngeren hingegen erscheinen mir mehr USA-orientiert (auch ‘dickheitsweise’). Macht ja auch Sinn, ist gleich um die Ecke von Florida. Sie fahren zu mindest auch auf der ‘falschen’ Seite, aber sonst fühlt es sich gar nicht England-vertraut an. Auch der Toast  hat nicht mehr die Konsistenz wie in Jamaica und allgemein scheinen  die Lebensmittel mehrheitlich von den USA zu kommen. Die Preise sind heavy! Beide Male als wir einkaufen gegangen sind, hat es jeweils über CHF 200.- gekostet (was in der Schweiz im Coop etwa 150.- gekostet hätte und in Kolumbien ca. 70.- in Carulla). Das Tippy Restaurant über die Strasse, direkt am Meer hat Preise, wo nicht viele Schweizer Restaurants mithalten können. Tatsächlich aber nur die Preise. Das Essen ist gut, aber nicht spektakulär. Und wo sie am Schluss noch die 30% draufgeschlagen hatten (12% Taxen und 18% Trinkgeld), ist uns die Lust am Auswärtsessen schnell vergangen. Kein Problem – die Küche im Apartment ist hervorragen ausgestattet: Messer die Schneiden, ein richtiges grosses qualitatives Schneidebrett aus Holz. Mikrowelle und Ofen, ein grosses Doppelbecken zum Abwaschen und ein ‘amerikasizeder’ Kühlschrank. Und auch wenn ein Einkauf CHF 200.- kostet, ein Menu im Restaurant ist ohne Flasche Wein im gleichen Bereich. Es ist teuer hier – wie erwartet! Nicht ein Ort wo ich normalerweise besuchen würde, aber die perfekte Ausrede für einen Honeymoon! Ich habe mich schon lange gewundert, ob der Hype mit den Bahamas gerechtfertigt ist – und ja: zumindest was wir bisher von Eleutheria (man spricht es ‘elusra’ aus) gesehen haben ist tatsächlich atemberaubend. Es ist hübsch – sehr, sehr hübsch! Jeden Tag wenn wir über die Strasse an den Strand spazieren, sind wir von Neuem überwältigt. Auch Gouverner’s Harbour, die Hauptstadt der Insel ist sehr gediegen. Allgemein kann man gediegen gut benutzen für diese Insel von nur elf tausend Einwohnern. Hier wohnen wohl viele Reiche und viele machen sich sehr reich hier ein Resort zu betreiben!

Wir sind hier in der lowsten ‘low season’, in der Haupt Hurrikan Zeit. Tatsächlich hat uns Hurrikan Dorian auch schon die Pläne ziemlich gekreuzt mit Auto mieten und Strom, fliessend Wasser, Fernsehen und Internet zu haben. Ich bin mental schon am vorbereiten auf eine Auseinandersetzungen mit den Herrschaften betreffs Preisreduktion für nicht erfüllen der offerierten Services. Kein Internet und Reinigung seit fünf Tagen, kein Strom oder nur unregelmässig seit zwei Tagen. Gestern nicht mal mehr fliessend Wasser. Laura ist wie immer sehr unkompliziert und akzeptiert die Sachen wie sie sind. Sehr positive Eigenschaft. Es ist hier aber immerhin nicht so höllisch heiss wie in Kuba und somit auch ohne Klimaanlage zu ertragen. Nur sitzen wir etwas uninformiert da, seit Hurrican Dorian am Sonntag morgen an uns vorbeigezogen ist, haben wir tatsächlich keine Ahnung wie zum Beispiel die nördliche Nachbarinsel den Stärke 4 Sturm überlebt hat. Nach letzten Modellen sollte der Hurrikan in der Mitte durch die Insel rasen und vermutlich sehr viel Zerstörung anrichten. Wir hatten nur den äusseren Ring abbekommen, ein bisschen tropischer Sturm. Starker Wind gefolgt von viel Regen. Es scheint, dass auch dieser Teil nun vorbei ist und ich hoffe morgen endlich ein Auto mieten zu können und die Insel etwas kennenzulernen.

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Update: Ja es hat Abaco so wie auch Grand Bahama übelst erwischt! Dorian erreichte sogar Stärke 5 und zudem bremste er bis auf 1 km/h runter und verweilte 48 Stunden in Grand Bahama. Zerstörung total. Ca. 30 Tote, die Meisten davon wohl Uneinsichtige, die sich gegen die Evakuierung sträubten. Seit Mittwoch haben wir endlich wieder Sonne, sowie auch Strom und Internet. Mit dem Mietauto konnten wir unterdessen auch den Norden und Süden der Insel auschecken. Wow wow wow – so viele hübsche Plätzchen hier! Und auch wirklich gut habe ich die Insel ausgesucht, gerade mal 160 Kilometer Luftlinie unterhalb des Auges des Hurrikans. Auch viel gelernt über Hurrikane: Die Wand des Auges hat die Hauptzerstörungskraft, dann ausserhalb schwächt es schnell mal ab, heisst einfach viel Wind und Regen. Aber nicht diese mörderische vernichtende Kraft. Sowie auch: Man friere alles Wasser ein, um dann wenn es kein Strom mehr hat diese Flaschen in den Kühlschrank zu stellen um diesen länger kühl zu halten, sowie alle Lebensmittel auf einem Haufen gruppieren zuunterst im Kühlschank (Hitze steigt). ‘Geduscht’ haben wir uns im Pool, sowie auch Wasser von da geholt um das WC zu spühlen. Für einige Tage geht das so ganz gut. Jedoch haben uns die Leute hier gesagt, dass der Zustand von ohne Strom dann zum Teil für Wochen anhält. Hmmm, ich bin dann im Endeffekt definitiv kein Inselmensch. Spannend sie zu besuchen, aber bleiben? Nicht freiwillig! Obwohl hier in den Bahamas sind die Leute wirklich sehr freundliche, liebenswürdige und zufriedene Mitmenschen!

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Update: Als ich endlich zum Schluss gekommen bin, dass es wohl in der ganzen Karibik nicht viele Weisse hat (wo sind all die Kolonialherren hin verschwunden?), sind wir gestern in den Norden von Eleuthra gereist und haben von dort aus die zwei Nachbarinseln Spanish Wells und Russel Island besucht. Schock total: Fast 100% dort sind weiss! Was ist da mit den Schwarzen passiert? Ich dachte zuerst, dass es wohl ein Ami Expat Ghetto ist (eine Ansammlung von Pensionären aus den USA – Expats sind generell immer gern auf einem Haufen), doch irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. Die Fortbewegung auf diesen zwei Inseln ohne Fahrzeug in der brennenden Sonne ist etwas schwierig. Daher kam es uns sehr entgegen, dass die Einwohner uns alle paar Meter zur Mitfahrt auf ihren Golfkarts einluden. Ich fragte dann vorsichtig was denn da mit den Schwarzen passiert ist, resp. wieso es keine hat. Es sei ein seit die Weissen Settler hier gekommen sind so, da sich diese Settler hier nie Sklaven hielten ist die Anzahl der Schwarzen hier sehr tief. Es sei eine verbreitete Fehlinterpretation, dass sie gegen Schwarze Vorurteile hätten. Habe dann mich via einigen Schwarzen Bahamesen rückversichert, dass dem wirklich so sei. Ja, die seien Bahamesen wie die Schwarzen und ja, man hätte gegenseitig kein Problem. Die seien zum Teil schwärzer als sie, antwortete mir eine Schwarze von da. Wie denn das, fragte ich, im Geiste? „Genau, in the mindset“, antwortete sie mir. Was auch immer das genau heisst. Ich bin wirklich fasziniert mit dem Thema Schwarz/Weiss was ja in der Schweiz nicht so ein grosses Thema ist. Immer mehr offensichtlich scheint, dass es nicht in erster Linie eine Frage der tatsächlichen Farbe ist!